Form follows function – Die Mitternachtsformel der Designer?
Die drei F… Form Follows Function… FFF. Jeder Designer hat diesen Slogan wohl schon an die tausend Mal gehört. Die Form folgt aus der Funktion.
Ja? ist das so? Die Form folgt aus der Funktion? Wie ist das eigentlich gemeint? Wer hat sich das ausgedacht? Antworten gibt es hier und jetzt.
Ich bekam es mit form follow function zum ersten mal so richtig im Studium zu tun. Bau- und Designgeschichte war ohne die drei F nicht vorstellbar. Allerdings gingen die Meinungen zu diesem Leitsatz stark auseinander. So hörten wir von FFF als Grundsatz des Bauhauses. Noch heute berühmte Architekten und Designer wie Walter Gropuis oder Marcel Breuer legten die drei F als Verzicht auf Ornament und die Rückbesinnung zur einfachen, der Funktion folgenden Form aus. Dieser Gedanke widersprach mir persönlich sowie auch einige Professoren die uns unterrichteten gleichermaßen. Die Meinungen gingen auseinander. Aus form follows function wurde in unserem alltäglichen, studentischen Sprachgebrauch schnell form follows…what?. Ja welchen Gestaltungsgrundsätzen folgt die Form denn? Ist es wirklich die Funktion? Nach einer Internet- und Bibiliotheksrecherche stellte sich allerdings schnell heraus, dass die drei F nicht im Bauhaus geboren wurden. FFF lässt sich lediglich sehr gut auf die Bauwerke, vor allem aber auf die im Bahaus entstandenen Produkte anwenden und umgekehrt zeigen diese, dass die Form nicht nur aus der Funktion folgt, sondern dass sich aus der Form auch die Funktion rückschließen lässt – function follows form. Der Verzicht auf jegliche Ornamentik jedoch spielt hierbei im Grunde keine Rolle. Diese Auffassung wurde auch zur des Bauhauses, in den 1919 bis 1933er Jahren bereits kritisiert, Wo fängt schmückendes Beiwerk an und wo hört es auf? Ist nicht eine raumhohe Fensterfront auch schon schmückendes Beiwerk?
Eigentlich war FFF auch nicht als Grundlage für das Weglassen jeder Zierde geboren. Der Vater des heute berühmten Design-Grundsatzes war Horatio Greenhough. Er brachte ihn schon 1852 mit den organischen Prinzipien der Architektur in Verbindung.
Groß wurde der Satz mit den drei F allerdings erst mit den großen Häusern – Hochhausarchitektur. Louis Sullivan, einer der ersten großen Hochhausarchitekten machte ihn zu einem der Leitsätze der damals aufblühenden Architektur. Am Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn der Hochhausarchitektur legten Architekten viel wert auf die vollständige Ornamentierung der Hochhausfassaden. Vom ersten bis in den letzten Stock waren die Außenmauern verziert – ganz unabhängig davon ob man diese Ornamentik vom Boden aus überhaupt noch würde erkennen können. Sullivan plädiert in dieser Zeit für eine angemessene Form, eine Form die immer der Funktion des Gebäudes, also dem Anspruch der Nutzer an das Gebäude folgt.
„Ob es der gravitätische Adler in seinem Flug oder die geöffnete Apfelblüte, das sich abplagende Arbeitspferd, der anmutige Schwan, die sich abzweigende Eiche, der sich schlängelnde Strom an seiner Quelle, die treibenden Wolken, die überall scheinende Sonne, die Form folgt immer der Funktion, und das ist das Gesetz.“
„’Whether it be the sweeping eagle in his flight, or the open apple-blossom, the toiling work-horse, the blithe swan, the branching oak, the winding stream at its base, the drifting clouds, over all the coursing sun, form ever follows function, and this is the law. Where function does not change form does not change.“