Designklassiker – Eames Lounge Chair
[dropcap]H[/dropcap]eute: Eines der noch heute beliebtesten, luxuriösesten Sitzmöbel der Designgeschichte – Der Lounge Chair und Ottoman von Ray und Charles Eames.
Ihr habt ihn sicher schon oft gesehen. Der Lounge Chair mit seinem kleinen Bruder, dem Ottoman ist ein beliebtes Element der Film-Requisiteure – zum Beispiel sitzt James‘ Bonds vorgesetzte, M in ihrem Büro wohl gerne auf dem guten Stück. Da die 50er und 60er Jahre zur Zeit ja auch wieder als Interior Trend gelten wird er in nächster Zeit wohl noch öfter auftauchen. Und da ist es doch schön, wenn man über ein bisschen Angeberwissen verfügt – oder nicht? *zwinker*
Charles und Ray Eames- das wohl bekannteste Designerpärchen der Möbelgeschichte – kennt ihr gewiss. Von ihnen sind großartige Entwürfe wie der Plastic Chair, der Wire Chair oder auch dieser süße kleine Elefant… Ihre Möbel sind so trendy! Und das obwohl sie schon ein halbes Jahrhundert alt sind. Wie? Ihr kennt die Beiden nicht? Dann gibt es erst einmal einen kurzen Lebenslauf:
Charles Ormand Eames ( * 17. Juni 1907 in St. Louis, Missouri) studierte Architektur an der Washington University in St. Louis. Der jung Architekt eröffnete 1930 sein eigenes Büro. 1938 schließlich wurde ihm ein Stipendium an der neu eröffneten Cranbrook Academy of Art gewährt. Nach einem Jahr wurde aus diesem Stipendium ein Lehrauftrag für Design. Charles Eames arbeitet mit Eero Saarinen, dem Sohn Eliel Saarinen zusammen, der ihn mit der organischen Formensprache von Alvar Aalto und dessen Materialexperimenten mit gebogenem Schichtholz vertraut macht. 1940 gewinnt das Designduo den „Organic Design in Home Furnishings“-Wettbewerb des Museum of Modern Art in New York, doch diese Entwürfe für Möbel aus Schichtholz, gebogenem Metall und Stoff sind nicht passend für eine Serienproduktion. Erschwerend kommt hinzu, dass zwei Jahre später bei Kriegseintritt die Materialforschung gestoppt wird.
Schon zuvor, im Jahr 1941 lernte Charles Eames die Künstlerin und seine spätere Frau Ray Kaiser kennen. Charles erste Ehe aus der auch eine Tochter hervorging scheiterte im Jahr zuvor, doch er zögerte nicht lange Ray zu heiraten.
Charles und Ray Eames ziehen nach Kalifornien. In ihrer Werkstatt entwickelt Charles ein Verfahren mit dem Schichtholz über Dampf verformt werden kann. Die US-Navy ist so begeistert von den Möglichkeiten dieses Verfahrens, dass sie ihn beauftragt anatomisch geformte Arm- und Beinschienen zu produzieren. So verhilft der Krieg Ray und Charles Eames ihre Materialforschungen fortzuführen – wenn auch auf unerwartete Weise. Nach dem Krieg fließt das Know-How in die Produktion kostengünstiger, in großer Stückzahl herzustellender Möbel.
Charles und Ray Eames arbeiten schließlich mit Herman Miller zusammen, einem der ersten Möbelproduzenten der erkannt hat, dass die Massenproduktion von Möbeln die Zukunft darstellt und insbesondere europäisch Designer, aber eben auch das Ehepaar Eames ins Boot holte, um gutes Design unters Volk zu bringen. 1956 sind die Materialstudien von Ray und Charles soweit fortgeschritten, dass es möglich ist den noch heute geliebten Lounge Chair zu produzieren.
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Der Lounge Chair (er trägt im Original die Nummer 670) und der dazugehörige Hocker sind aus edelsten Materialien: Lederbezüge, Schichtholz und Rosenholzfunier sowie makellos verarbeitetes Aluminium. Sein Design ist zweckorientiert und hebt die Hauptelemente aus gebogenem Schichtholz hervor. Charles Eames erklärte, dass für die Form des Lounge Chair „ein reichlich benutzter Baseball-Handschuh“ als Vorlage diente und trotz des modernen Designs ist er so bequem wie ein alter Leder-Clubsessel.
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Der Sessel besteht aus drei Schichtholzschalen. An der Unteren ist der der sternförmige Drehfuß befestigtist, sie ist mit der mittleren Schale, die den unteren Teil des Rückenteils bildet, über eine Metallplatte unter den Armlehnen verschraubt. Die Schichtholzschale des oberen Rückenteils ist über gummigelagerte Metallträger mit der mittleren Schale verbunden. Dadurch ist es möglich, dass dieser Teil mitfedert. Dazu passend: Der gepolsterte Ottomane aus einer gebogenen Schichtholzschale auf der ein einzelnes Sitzkissen mit Lederbezug befestigt ist. Anders als der Sessel ist der Standfuß kreuzförmig, hat also nur vier einzelne Füße.
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Die ersten Modelle des Lounge Chair bestanden aus fünfschichtigem Holz. Wer heute einen Lounge Chair kauft erhält eine siebenschichtige Qualität. Auch die Füße des Sessels haben sich verändert: Während Hermann Miller die Original Lounge Chair Füße (Höhenverstellbare Gleiter), entworfen von Ray und Charles Eames vertreibt, hat die Firma Vitra, die den Lounge Chair seit 1957 in Eurpa vertreibt ihren Sessel mit dem auch für andere Möbelstücke verwendeten „Contract Base“ ausgestattet. Auch das Design des Stuhls hat sich im laufe der Zeit verändert. Die Menschen wurden größer und so ist in den letzten Jahren auch der Lounge Chair mit gewachsen. Es gibt ihn jetzt in zwei Größen: Klassisch und eben ein bisschen größer. Anfänglich wurde Palisanderholz verwendet, das jedoch nicht dauerhaft genug war für einen solch hochpreisigen Stuhl. Heute kann man sich bei der Firma Vitra seinen eigenen Lounge Chair zusammenstellen. Viele Hölzer und Lederfarben stehen zur Auswahl und wer bei der Geburt seines Lounge Chair dabei sein will, der wagt eine Reise nach Weil am Rhein, wo im Vitra Haus der persönliche Sessel gefertigt wird – und der Besitzer ist live dabei.
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Der Lounge Chair ist zwar zweifelsohne einer der bedeutendsten Entwürfe des Ehepaares Eames, doch ich bin mir sicher, dass ich im Rahmen der Designklassiker Serie noch das ein oder andere Teil der beiden vorstellen werde. Auch die Geschichte von Ray und Charles Eames ist es wert gehört zu werden. Filme und Bücher handeln von den beiden genialen Köpfen. Sicher könnt ihr euch vorstellen, wie schwer es für Ray Eames in der Nachkriegszeit gewesen sein muss Anerkennung für ihre Arbeit zu erhalten. Viele der gemeinsamen Entwürfe wurden zunächst nur ihrem Ehemann zugesprochen. Heute wissen wir: Die beiden waren ein großartiges Team.
Welches der Eames-Werke ist euer Favorit und muss demnächst unbedingt hier erscheinen?
weitere Designklassiker:
Kathrin
Liebe Franzy, danke für die tollen Einblicke in die Designgeschichte und die von Charles und Ray Eames! Ich mag die beiden und deren Schöpfungen so gern! Liebe Grüße, Kathrin
Franzy
Hey Kathrin,
ja, ich bin´auch ein Fan ihrer Arbeit. mir gefallen auch die Muster und natürlich Charles Häuser sehr.
Die werden hier sicher auch noch an die Reihe kommen :)
Viele liebe Grüße
Franzy
Isabell
Hey Franzy,
ich finde deine Serie über Designklassiker total supi und freue mich immer sie zu lesen. Der Lounge Chair ist aber auch wirklich ein Prachtstück und ein „will-ich-haben-Teil.
Mal sehen ob ich ihn mir irgendwann leisten kann:)
Liebe Grüße, Isabell
Franzy
Hey Isabell,
ich freu mich, dass du die Serie gerne liest. sie macht mir auch selbst besonders viel Spaß, denn obwohl ich schon während des Studiums in Designgeschichte aufmerksam gelauscht habe, erfahre ich doch immer wieder neue Details zu meinen Lieblingsstücken und den bekannten Klassikern.
Der Lounge Chair wäre schon fein im Wohnzimmer, aber ich glaube sollte ich das Geld zusammenkratzen können wäre ein Egg-Chair meine erste Wahl :)
Über den sollte ich auch mal schreiben…
Viele liebe Grüße
Franzy
andrea [lemapi]
Überraschung!!!!
Franzy
:D
Gelungen!
Andrea
Du hast gewonnen.
Andrea
Franzy
Ja?
Voll toll! Freu mich mega!
Ich hüpf direkt mal zu dir rüber!
DANKE!!!
Fee von fairy likes...
Hach, der Lounge Chair ist wirklich ein tolles Möbelstück. Der stand im Wohnzimmer meiner Großeltern und ich habe es geliebt, darin „Runden zu drehen“. Da werden schöne Erinnerungen wach.
Danke dafür und liebste Grüße
fee
Franzy
Ui, toll!
Na hoffentlich ist das gute stück noch in Familienbesitz :)
Viele liebe Grüße
Franzy
Carolin
Ich liebe die Designs von Charles & Ray Eames, aber den Plastic Chair sieht man momentan sooo oft, dass ich mittlerweile schon die Augen verdrehen muss, wenn er wieder irgendwo auftaucht. Der Stuhl ist so mega schön, aber durch die allgegenwärtige Präsenz bekommt man fast den Eindruck, es gibt keine anderen Stühle mehr. Geht zumindest mir so. :D Und dann haben die meisten „hippen“ Blogger auch nur die Fälschung von Voga und denken es ist ein Replika. Dabei hat nur Vitra die Rechte, um Nachbildungen herzustellen, denn das Original war ja aus Fiberglas. Naja, wie auch immer…
Ich finde deine Reihe zu den Designklassikern jedenfalls echt super! :) Kenne mich in dem Bereich ja selbst ein bisschen aus, da meine Eltern ein kleines Geschäft mit Designermöbeln haben. Vielleicht könntest du demnächst noch Le Corbusier vorstellen? :)
Franzy
Hey Carolin,
Le Corbusier steht tatsächlich mit auf der Liste.. die ist allerdings auch echt lang :)
Die Serie macht mir selbst auch immer unheimlich viel Spaß… endlich kann ich mein ganzes Wissen aus dem Studium hervorkramen :)
Der Plastic Chair hat mir auch immer gut gefallen, und mittlerweile hab ich ihn über.. einfach zu oft gesehen.. schade um das tolle teil… vielleicht lässt dieser Trend ja irgendwann mal wieder nach…
Viele liebe Grüße
Franzy
sarah
ooooh wie schön . ich liebe die beiden . hab damals im Studium eine facharbeit über
die 2 kreativen köpfe geschrieben ..
charles und ray haben ja sooo viele tolle klassiker und wundervolle möbelstücke kreiert:
utensilo . den elephant . plastic chair in all seinen varianten . ihr wundervolles haus (die
bauweise ihrer häuser)
wobei ich den organic chair am liebsten mag – auch wenn den charles gemeinsam mit eero saarinnen
gebaut und designt hat :)
freue mich über viele viele weitere posts dieser art ;)
danke und ein schönes wochenende
sarah
Franzy
Hey Sarah,
vielen Dank für deinen lieben Kommentar.
Mir macht die Designklassikerserie auch immer unheimlich viel Spaß,w eil ich ja selbst noch etwas lerne, wenn ich noch einmal recherhiere. Gerade bei so tollen Designern wie den Eames ist es dann gar nicht so einfach sich kurz zu fassen.. die werden sicher noch das ein oder andere Mal auftauchen :)
Viele liebe Grüße
Franzy