Designklassiker – Kay Bojesen Affe

Designklassiker – Kay Bojesen Affe

[dropcap]D[/dropcap]a baumelt er, mein neuer Freund. Er ist aus Holz – aus ganz besonders schönem Holz. Teak und Limbaholz. Als ich ihn aus seiner Verpackung geholt habe hat es so toll danach geduftet. Danach und nach den witzigen Pappspähnen in die er sich eingekuschelt hatte. Gemütlich hatte er es auf seiner Reise, mein kleiner Freund. Er hatte es aber auch weit, bis in unser Wohnzimmer: Er kommt aus Dänemark… in so einem kleinen Karton. Leider musste er ganz alleine reisen. Ohne einen seiner vielen Freund oder großen Brüder. Aber vielleicht dürfen die ja auch irgendwann bei uns einziehen. Wer weiß.

Ihr wisst natürlich schon längst wovon ich rede. Seit Weihnachten schaukelt ein kleiner Kay Bojesen Affe vergnügt an meinem String-Pocket.  Und er passt perfekt zu uns. Ich hab ihn mir schon lange gewünscht, hab viel auf Flomärkten gesucht, ob ich einen finde, aber klar: Ich würde meinen alten Bojesen-Affen auch nicht hergeben wollen. Der ist ja auch momentan total im Trend. Passt perfekt in das skandinavische Interior Design das ihr ja auch auf vielen Blogs entdecken könnt. Tolles Revival für den Kay Bojesen Affen. Und eben deshalb darf er auch nicht fehlen, in der Serie der Designklassiker.

Kay Bojesen Portrait affe Monkey

Kay Bojesen (* 15. August 1886 in Kopenhagen, Dänemark; † 28. August 1958 ebenda)

Kay Bojesen (* 15. August 1886 in Kopenhagen, Dänemark; † 28. August 1958 ebenda)  hatte besondere Fähigkeiten. Er war in der Lage, Holz Leben einzuhauchen. Doch Holz war nicht der Werkstoff für den er sich 1906, im Alter von 20 Jahren entschied. Er begann eine Leere zum Silberschmied.  Als solcher Arbeitete er  schließlich auch in Paris und Deutschland. er muss ein Könner gewesen sein, denn nach nur wenigen Jahren eröffnete er 1913 seine eigene Firma in Kopenhagen. Als einer der ersten dänischen Kunsthandwerker ließ er sich vom Funktionalismus inspirieren und war einer der Initiatoren des Verbandes „Den Permanente“ (dt.: „Die Beständigen“). Hierbei handelte es sich

1910_1_359x359um eine Organisation und Ausstellung, die über Jahrzehnte die Glanzstücke des dänischen und skandinavischen Designs repräsentierte.Seine Arbeiten wurden nicht entworfen. Sie wurden geformt, sollten wirken und funktionieren. Man musste sie in der Hand halten und auf Dauer aushalten können. Er wusste: Gebrauchsgegenstände werden aus dem Bedarf geboren, nicht aus ästhetischen Überlegungen. Besteck besteht aus Geräten, die ohne viel Aufsehen ihren Zeck erfüllen. 1951 holte Kay Bojesens Silberbesteck auf der Mailänder Weltausstellung den Grand Prix. Auch heute ist Kay Bojesens Besteck bekannt und geschätzt.

 

1919 veränderte sich Kay Bojesens Leben. Er soll mit kay_mor_sorthvidseinem charakteristischen Galgenhumor 1918 mit folgenden Worten um die Hand seiner Frau angehalten haben: „“Fräulein Drøge-Mølle, Ihr Körper inspiriert mich, möchten Sie diesen mit mir verheiraten…?““ Er heiratete und der  gemeinsamen Sohn kam zur Welt. Bojesens Vaterherz war voller Liebe und Zuneigung zu seinem Sohn. Er spielte mit ihm und erinnerte sich an seine Kindheit zurück in der sein Vater Holzfiguren für ihn schnitzte und seine Kinder ermunterte, erfinderisch und fantasievoll zu sein und dabei Spaß zu haben. Auch Kay Bojesen begann zu Schnitzen.

 

Kay Bojesen Holz Affe Monkey

In den dreißiger Jahren begann Kay Bojesen, sein Interesse ernsthaft auf die Arbeit mit Holz zu richten. Er schuf u.a. eine Holztierserie, die seiner Einstellung genügte, das ein Design rund und weich sein sollte und gut in der Hand liegen muss. Er wollte keine lebensechten Tiere erschaffen, sondern solche, wie sie sich Kinder erdenken- kleine Freunde im Alltag.  Die Holzspielzeuge sollten einfach und solide sein und zum Spielen anregen. Mit diesen Grundgedanken als Ausgangspunkt kreierte Kay Bojesen seine beliebten Holzfiguren, die an das Kind in uns appellieren.

 

kay_forretning

Ab 1932 verkaufte Kay Bojesen all seine Entwürfe in seinem Kopenhagener Laden. Der Meister selbst saß im Hinterstübchen des Geschäfts an der Bredgade 47, im weißen Kittel, gern mit Gattin Erna an der Kasse. Das Geschäft war ein Gemischtwarenladen aus blank geputztem Tafelsilber, Affen, Schaukelpferdchen und Gardisten, Kinderwagen aus spanischem Rohr und Finn Juhls Teak-Schalen, gedreht in Magnus Monsens Holzschnitzerei auf der anderen Straßenseite.

 

 

1968_2Der Affe erblickt 1951 das Licht der Welt. Man hatte Kay Bojesen gefragt, ob er Kleiderhaken für eine Kindermöbelausstellung machen könne. Die langen Affenarme bringen die Haken in Reichweite, die kurzen Beine bieten Platz für Mütze und Schal. „Man darf sich ruhig was trauen“, erläuterte Kay Bojesen den Entstehungsprozess, „ein bisschen Zirkus sollte schon drin sein.“Der Affe aus Teak und Limba ist der lebende Beweis für Kay Bojesen’s Ideal, dass die Linien eines Produkts „“lächeln““ müssen. Der lächelnde Affe ist wohl das bekannteste Stück aus der Spielzeugkollektion von Kay Bojesen.

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Kay Bojesen bewahrte sich seine kindliche Neugierde und Freude bis zu seinem letzten Atemzug. Er starb im Alter von 72 Jahren und hinterließ als Designer ein bedeutendes Erbe. Ein Erbe, welches heutzutage von seinen vier Enkelkindern geschützt wird. Die Schließung der legendären Boutique von Kay Bojesen in der Bredgade in Kopenhagen im Jahre 1990 führte für mehrere seiner Produkte zum Produktionsstopp.

kay_aber_foto

Allerdings produziert nun die Firma Rosendahl einige der bekannten Holzfiguren. Nach Originalzeichnungen und Modellen werden sie heute gefertig, weshalb mein Äffchen hier im Wohnzimmer seinem Ururururgroßvater noch immer wie aus dem Gesicht geschnitten sieht. Ihn und seine Freunde findet ihr auf ihrer eigenen Website: www.kaybojesen-denmark.de

Der Affe hat sogar ein eigenes Buch *klick*…. leider bisher nur auf Dänisch.

Tolle Bilder vom Herstellungsprozess gibt es übrigens hier *klick*  zu sehen. Der Helle Bauch wird zum Beispiel vor dem Drächseln aufgeklebt….

Wirklich toll, wie das Äffchen und all die anderen Produkte noch heute mit viel Liebe zum Detail in Handarbeit hergestellt werden. Das rechtfertigt natürlich auch den Preis den man dafür zahlt. Ich jedenfalls hab mein Äffchen total gerne und es wird sicher nicht mehr ausziehen. Habt ihr auch ein Bojesenstück Zuhause? Vielleicht ja sogar etwas von dem schönen Besteck? (Boa, wenn ich mal heirate…. dann leg ich das mit auf den Wunschtisch *lach*)

 

Unterschrift

 

weitere Designklassiker:

Der Panton Chair

Der Ulmer Hocker

Thonet Nr. 214

Anglepoise Lamp

Ball Clock  (Atomic Clock)

 

Comments

  • 14. Januar 2016
    reply

    Liebe Franzy,
    der steht auch schon ganz lange auf meiner Wunschliste! Lieben Dank für die Info Drumherum. Und Dir viel Freude mit deinem neuen Freund!
    Viele liebe Grüße zu Dir, Tanja

  • 14. Januar 2016
    reply

    Liebe Franzy,
    ich liebe deine Serie über Designklassiker und dieser schöne Artikel gefällt mir besonders gut! Ich liebe meinen Affen auch sehr und habe auch das Nilpferd von Kay. Jetzt weiß ich dank dir noch ein wenig mehr über die Geschichte dieser tollen Tierfiguren. Ganz großes DANKESCHÖN von mir!!!
    Dir einen schönen Tag!
    Isabell

  • 14. Januar 2016
    reply

    Ich finde diesen Designklassiker auch gut, habe so ein Stück aber leider noch nicht daheim. Der Hase gefällt mir auch sehr. Danke für deine Infos!
    Alles Liebe, Sandra

  • 18. Januar 2016
    reply

    Ich liebe den auch, schwanke aber immer noch zwischen ihm und dem Eames bird und deshalb bin ich noch komplett ohne „Haustier“ und jetzt habe ich auch noch Oscar entdeckt von Hans Bolling und der macht die Wahl nun noch schwieriger, da er aussieht wie mein Lieblingsstofftier aus der Kindheit. VG Kathrin

  • 20. Januar 2016
    reply

    Hihi wie cool ich liebe dieses Designstück :)) So ein Klassiker!
    Liebste Grüße
    Lea

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